«PROMETHEUS» - DIE NEUE ANWENDUNG ZUR HANDELSÜBERWACHUNG UND IHRE CHANCEN
Mit der Entwicklung von «Prometheus» hat SER die nächste Stufe erreicht - die Einbettung neuester Technologien wie z.B. Künstliche Intelligenz in ihr Surveillance Framework. Christian Müller, Head Surveillance & Enforcement, beantwortet Fragen zur neuen Anwendung.
Hallo Christian! Als Head Surveillance & Enforcement bist du für die Entwicklung der neuen Handelsüberwachungs-anwendung «Prometheus» verantwortlich. Die Anwendung befindet sich in der letzten Phase der Entwicklung. Die Entwicklung einer solchen Anwendung ist ein großes Projekt. Kannst Du Einblicke geben, die zu dieser neuen Initiative geführt haben?
Die meisten Handelsüberwachungs-Teams verwenden gewöhnliche Marktüberwachungsprodukte, deren Hauptaugenmerk vor allem auf der Generierung quantitativer Alarme liegt. Diese Alarme erfordern viel Aufmerksamkeit von unseren Überwachungsanalysten. Infolgedessen verursachen Altsysteme nicht nur hohe Kosten für die manuelle Bearbeitung und Wartung von Warnmeldungen, sondern öffnen auch Fenster für mögliche Marktmissbrauchspraktiken, die unentdeckt bleiben.
Außerdem sind die derzeitigen Systeme nicht in der Lage, personenbezogene Daten mit Handelsdaten zu kombinieren. Seit dem Inkrafttreten des Melderegimes des Finanzmarktinfrastrukturgesetzes (FinfraG) stehen der Handelsüberwachung mehr Informationen über den wirtschaftlich Berechtigten einer Transaktion zur Verfügung. So können die Handelsdaten mit den Transaktionsdaten verknüpft werden.
Der Einsatz neuester Technologien soll eine klare, systemische Fokussierung auf qualitativ hochwertigere Warnungen ermöglichen. Dadurch können sich die Spezialisten der Handelsüberwachung noch mehr auf die genauen Untersuchungen konzentrieren, um einen echten Mehrwert zu generieren.
Was sind die Vorteile dieser Anwendung im Vergleich zu den bisher verwendeten Softwarelösungen?
Bisherige Handelsüberwachungssysteme leiden häufig unter einer hohen Anzahl von generierten Warnungen, die oft zu einer hohen Anzahl von falsch positiven Warnungen führen. «Prometheus» nutzt Data Analytics, das heißt, die Parametrisierung der Überwachungsmodelle wird deutlich verbessert, wodurch die Anzahl der Falsch-Positiv-Warnungen reduziert und die Chance erhöht wird, Fälle von potenziellem Marktmissbrauch und Insider-Fälle effektiver zu erkennen. Als Ergebnis können unsere Analysten ihre Aufmerksamkeit auf die verdächtigsten Fälle richten, die von «Prometheus» mit detaillierteren Informationen und erweiterten Key Risk Indicators unterstützt werden.
Effizienz- und Effektivitätssteigerungen bei gleichzeitiger Qualitätsverbesserung sind dabei die wichtigsten treibenden Faktoren. Mit «Prometheus» sind wir auf dem Weg zu einer führenden globalen Handelsüberwachungseinheit: Mit neuesten technologischen Ansätzen sorgt es dafür, dass wir nicht auf Veränderungen reagieren, sondern selbst Veränderungen anstoßen.
Welche Anwendungsbereiche kannst Du Dir für «Prometheus» ausserhalb des Themas Handelsüberwachung vorstellen?
Als logischen ersten Schritt erarbeitet SIX derzeit, wie «Prometheus» konzernweit ausgebaut werden kann, z.B. im Bereich Market Operations oder BME. Mittelfristig könnten Regulatoren und andere Börsen Zielgruppen für unsere neue Überwachungslösung sein. In abgewandelter Form könnte «Prometheus» auch von Finanzinstituten für ihre Trade Surveillance Aktivitäten genutzt werden.
Generell und als Teil der Vision könnte «Prometheus» leicht an jede Art von Börsen angepasst werden, z.B. Energie, CO2-Zertifikatsmarkt etc.
Wann erwartest Du die endgültige Einführung von «Prometheus» bei SIX Exchange Regulation AG?
Die vollständige Einführung von «Prometheus» ist für das 4. Quartal 2021 geplant. Die Insidererkennung, welche die erste Phase von «Prometheus» war, wurde im Q4 2020 erfolgreich eingeführt.